Case Study Transition-Projekt II: Die Entwicklung des Comparis-Health-Bereichs vom Cost-Center zum vielversprechenden Profit Center

Summary

Mit der Lancierung des neuen Comparis Ärzteverzeichnisses geht für mich ein spannendes und interessantes Transition-Projekt zu Ende. In den gut eineinhalb Jahren durfte ich den Comparis Health-Bereich interimistisch leiten und ihn später an die neue Geschäftsführerin Fabia Rothenfluh, übergeben. Danach verantwortete ich als Product Owner den Betrieb und die spätere Abschaltung der laufenden Applikationen. Mein Wissen durfte in dieser Zeit an die neuen Mitarbeiter weitergeben sowie in die Entwicklung der neuen Applikation einbringen und so mithelfen ein schlagkräftiges Team und die neue Gesundheitsplattform aufzubauen.

Im Januar 2020 fragte mich die Geschäftsleitung von Comparis an, ob ich als Interim-Manager den Health-Bereich von Comparis bis Weiteres führen könnte. Mit dem Entscheid der damaligen Bereichsleiterin, die Firma zu verlassen, hatte sich auch das ganze Team entschieden, es ihr gleich zu tun. Da der Verwaltungsrat nach wie vor ein grosses Wachstumspotential im Marktsegment Gesundheit prognostizierte, wollte man jedoch die Applikationen weiterbetreiben und sich an den Aufbau eines neuen Teams machen. Der Bereich Health beinhaltete vier Applikationen: Das Ärzteverzeichnis, den Spitalvergleich, den Spitex-Vergleich und den Medikamentenvergleich. Die mit Abstand grösste Applikation ist das Ärzteverzeichnis. Es ist ein Onlineverzeichnis, welches mit über 60'000 Einträgen einen Grossteil, der in der Schweiz praktizierender Ärzte und ihrer Praxen oder Spitälern enthält. Im Verzeichnis können Kontaktdaten, und Hintergrundinformationen, wie Fachgebiete und Tätigkeitstandorte, nachgeschlagen werden, die bei einer besseren Arztwahl helfen sollen. Wurde mit Hilfe der Such- und Filterfunktionen ein geeigneter Arzt gefunden kann er direkt über das Verzeichnis kontaktiert werden. Mit über 2 Mio. Zugriffen pro Jahr stösst das Comparis Ärzteverzeichnis auf reges Nutzerinteresse.

Interim-Management

Meine Aufgabe als Interim-Manager bestand darin den Betrieb der Plattformen sicherzustellen, die Plattforminhalte à jour zuhalten und Kundenanfragen zu behandeln. Zusammen mit einem externen DevOps-Team sollte zudem die Plattform weiterzuentwickelt und Kooperationen mit externen Partnern vorangetrieben werden. Ohne die Details der Applikationen zu kennen und im Wissen, dass das Gesundheitswesen für mich Neuland war, nahm ich diese interessante Herausforderung an. Rückblickend darf ich sagen, dass sich die Annahme dieses Mandats auch für mich gelohnt hat, durfte ich doch viel Neues in Bezug auf das Gesundheitswesen im Speziellen aber auch in Bezug auf das Produktmanagement im Allgemeinen dazulernen. Als Einstieg standen eine kurze, intensive Einarbeitung und die gleichzeitige Verantwortungsübernahme der erwähnten Applikationen an. Die operationellen Tätigkeiten gliederten sich danach in tägliche Aufgaben, wie die Bearbeitung von Kundenanliegen und dem Monitoring des Applikationsstatus. Technische Herausforderungen, wie zum Beispiel die Implementierung eines wirkungsvollen Anti-Spam Algorithmus, wurden bei deren Auftreten zusammen mit dem externen DevOps-Team gelöst. Auf monatlicher Basis wurden die finanziellen -und Traffic-KPIs’ an die Geschäftsleitung rapportiert. Regelmässig mussten auch rechtliche Abklärungen gemacht und inhaltliche Aktualisierungen durchgeführt werden. Der Fokus bei der Weiterentwicklung der Plattform lag insbesondere bei Features zur Steigerung der Effizienz, der Benutzerfreundlichkeit, bei der Umsetzung von Kundenanliegen oder bei der Implementierung rechtlicher Aspekte.

Teilweise wurden aber auch ganz neue Features zur Angebotserweiterung eingeführt. Nach einer Bedarfsanalyse wurden die Features und Tasks jeweils beschrieben und zur Aufwandabschätzung sowie zur genaueren Spezifikation an das externe Entwicklerteam gesendet. Die Entwicklung und Implementation der Features wurde in wöchentlichen Sprints geplant und priorisiert. Die regelmässigen SW-updates wurden nach einem umfangreichen Regression-Testing ebenfalls in den wöchentlichen Sprints ausgerollt. Durch den Lock down und die damit verbundene Kurzarbeit verlängerte sich die Suche nach einer geeigneten Kandidatin oder einem Kandidaten zur Wiederbesetzung der Bereichsleitung und damit auch mein Mandat um drei weitere Monate.

Einarbeitung und Übergabe

In der Zwischenzeit entschied sich der Comparis Verwaltungsrat zudem den ganzen Gesundheitsbereich in eine eigenständige juristische Einheit auszulagern, ihn auszubauen und ihm so eine grössere Eigenständigkeit sowie eine höhere Flexibilität einzuräumen.

Nachdem im Oktober 2020 die neue Geschäftsführerin verpflichtet werden konnte, bestand nun meine Aufgabe darin, diese einzuarbeiten und ihr die Bereichsführung zu übergeben. Damit sie sich auf die Firmengründung und die Rekrutierung ihres neuen Teams konzentrieren konnte widmete ich mich – nun an als Product Owner – dem Betrieb und der Weiterentwicklung der Ärzteverzeichnis-Applikation.

Neue Applikation und Onboarding der neuen Teammitglieder

Schnell wurde klar, dass die Vision, die Comparis vorschwebt, die beste und umfangreichste Plattform der Schweiz im Gesundheitsbereich für Patienten und Leistungserbringer zu schaffen, nur mit einer neuen Plattform mit wertvolleren Inhalten und mit einer verbesserten Benutzerfreundlichkeit erreicht werden kann. Durch meine intensive Arbeit an und mit dem Ärzteverzeichnis während der letzten Monate kannte ich die Stärken aber auch die Verbesserungspotentiale der Plattform. Insights, welche unbedingt in die Entwicklung der neuen Plattform einfliessen sollten. In einem mehrtägigen Design Sprint wurde mit einem breit aufgestellten Team aus Entwicklern, Designer und Anwendern der Grundstein zum neuen, verbesserten Ärzteverzeichnis gelegt. Von nun an wurde parallel am Design und Aufbau des neuen und am produktiven, bestehenden Ärzteverzeichnis gearbeitet. Der Betrieb und die unvermeidbaren Weiterentwicklungen am bestehenden Verzeichnis sollten so lange weitergeführt werden, bis nahtlos auf das neue Verzeichnis umgestellt werden konnte. Daneben durfte ich mein Wissen über die Prozesse, Inhalte und Funktionalitäten der Applikationen an meine Nachfolger weitergeben, sie einarbeiten, um so für einen reibungslosen Übergang meiner interimistischen Tätigkeit in den Regelbetrieb zu sorgen.

De-Release der alten Applikationen

Mit dem Re-Design des Ärzteverzeichnisses wurde entschieden, den in die Jahre gekommenen Spitalvergleich abzuschalten und die noch brauchbaren Inhalte und Funktionalitäten in das neue Ärzteverzeichnis zu migrieren. Der Medikamentenvergleich hingegen wurde ersatzlos abgeschaltet. Damit ein De-Release einer Applikation reibungslos über die Bühne geht muss auch dieser sorgfältig geplant und umgesetzt werden. Die Durchführungen dieser Abschaltungen waren dann auch die letzten Aufgaben, die ich in diesem langjährigen Projekt durchführen durfte.

Ich bin froh und stolz, dass ich die Transition der Comparis Health-Applikationen vom Cost Center hin zum vielversprechenden Profit Center mit seinem neuen, noch nutzerorientierteren Ärzteverzeichnis begleiten und mitgestalten durfte. Ich bin überzeugt, dass damit das grösste Ärzteverzeichnis der Schweiz noch sehr viel mehr Userund Leistungserbringende hilfreiche Dienste erweisen wird.